Beim Morgenkaffee im Büro noch schnell das Wetter gecheckt und dann doch recht schnell entschieden den Chef über meine bevorstehende Abwesenheit zu informieren. Bei genauerer Betrachtung der Windprognosen und mit der Erinnerung an das letztjährige MärzFAI vom Schöckl hab ich mir noch schnell eine neue Aufgabe ins Gerät getippt. Letzten März hatten wir aufgrund der Schneemenge am Reichensteinmassiv doch die eine oder andre Baustelle am Weg zum Wendepunkt Wildfeld (den damals keiner von uns erreichte). Ebenfalls war die Veitsch nicht sonderlich einladend mit der Erfahrung des zuvor erkundeten “Eislochs“! So hab ich meine Wendepunkte etwas abgeändert uns statt dem Wildfeld den Pfaffenstein genommen-Schnee dort kein Problem, Nordwind schon also schnell den ersten WP holen, Veitsch ignorieren und den Rosskogel bei Mürzzuschlag nehmen und zu guter Letzt mit Nord- und Talwindunterstützung den südlichen WP im Bereich Rennfeld/Hochanger/Mugel mitnehmen. Von letzterem wusste ich, dass abends die Westflanken funktionieren da ich genau vor 10 Jahren diesen WP schon mal besuchte
ein Roman von Bingo
Der 25.03.22 bescherte uns endlich wiedermal passables Wetter um ein paar Kilometer bzw. Stunden auf Strecke zu verbringen. Am Donnerstag den 24.03. hab ich noch Wetter geschaut und mir gedacht hui das wird voraussichtlich wieder a windige Geschichte. Trotzdem hab ich dann am Freitag das „leichte Packl“ mit ins Büro genommen da sich ja bekannter Weise Wetterprognosen ändern. Diesmal jedoch zum Guten!
So bin ich dann um 10 aus dem Büro raus und direkt zum Holzbauer aufgestiegen. Oben hab ich dann Michi getroffen und ihn von der bevorstehenden Aufgabe informiert, herrlich unkompliziert mit stoischer Ruhe, leicht gespitzten Mund, geschlossenen Augen und einem angedeuteten Nicken hat er mir zu verstehen gegeben, dass er mit dem Plan einverstanden ist! Genau diese Ruhe braucht es bzw. brauche ich am Startplatz um mich vorzubereiten! Wir sind dann beide um 12:30 raus und haben problemlos den Hausbart gefunden und schon gings ab nach Norden! Die Bedingungen ließen schnelles Fliegen zu und so war der Polster bald im Blick. Zu diesem Zeitpunkt sah ich schon, dass der Norden abtrocknete, Tamischbachturmbummerl und Pfaffenbummerl haben sich aufgelöst und das Polsterbummerl war gerade dabei. Ein untrügerisches Zeichen, dass der Nord durchgebrochen ist, das Windradl am Prä war aber noch auf Süd. So hab ich, dicht gefolgt von Michi, den Pfaffenstein anvisiert und mich aufs Rodeo vorbereitet, jedoch hat mich einer der gemütlicheren Bärte dort empfangen. Den also schnell ausgedreht und zurück Richtung Vordernberg. Der nächste Bart war dann aber einer von der andren Seite des Spektrums! Gut so, jetzt weiß ich auch, dass mein neuer Elan brav is. Nach der Aufwärtsspirale hab ich in den Hochschwab geschaut und irgendwie das Gefühl gehabt bei dem Nord eher die südlichere Mürztalroute zu nehmen, die starken, jungen Grazer haben aber gezeigt, dass hinten drin eh gangen is. Apropos junge Grazer, danke an Gerhard Neuhold welcher mir seine Fotos dankenswerterweise zur Verfügung stellt. Auf diesen ist die fette Inversionsschicht zu sehen die aber null Auswirkung auf die Thermik hatte! Spätestens jetzt war die Qualität des Tages zu sehen, hohe Basis, erträglicher Wind, starke Thermik, starkes Sinken im Thermikrandbereich aber dann unglaublich gutes Gleiten zwischen den Thermiken. So waren wir mit einem kurzen Lowsafeintermezzo beim Rührer schnell im Mürztal. Den Rosskogel hab ich dann nicht ganz erwischt da mich der Wind aus Richtung Rax ziemlich runtergedrückt hat! Im Tiefflug den Graben raus hab ich dann nach und nach wieder etwas Höhe aufbauen können um den Flug fortzusetzen. Endlich hat was gscheites angebissen und mich mit dem Wind mittig übers Mürztal versetzt-genau so soll es sein!
Diese Position hab ich dann genützt. Mit dem Nordost im Rücken war die Querung der reinste Genuss! Auf der Mürztal Südseite war dann wegen dem Talwind Streckenkurbeln angesagt, jeder Kreis wurde zur Ellipse Richtung Heimat. So hab ich mich dann auch ans Rennfeld ran getastet und gewusst, dass es jetzt wirklich um den Holzirekord geht! XCTrack hat mir ein unvollendetes 117km FAI vorausgesagt, ich hatte im Kopf dass Günis Rekord bei 116 FAI lag! “Reiß`di zamm und lutsch die Bärte wie da Leitom!“ i glaub i hab`s sogar ausgesprochen! Glücklicherweise hab ich dann den Sektor auf der Schweizeben über Grat erreicht und konnte so ebendiesen rausgleiten, plötzlich hab ich den Nullschieber gespürt, der sich gaaanz zaghaft in die schönste Melodie der noch jungen Saison verwandelt hat! Es is so lässig wie man die Luftströmungen während eines langen Fluges wahrnimmt, zuerst das starke Steigen, die Winddrift, das Leesinken samt Sinkalarm und abends dann das wichtigste Steigen vom Tag mit 0,5m/sec! Noch mal volle Konzentration, der 0,5er war aus, keinen Kreis mehr, klein machen, in bestes Gleiten gehen, gute Linie erfühlen und nicht aufs Genießen vergessen! So bin ich dann an der Mugel vorbei und über Leoben durch magic air bis auf den Meter zum Start geglitten. Wirklich herrlich wieder einmal einen ganzen Tag ausfliegen und die Abendruhe in der Luft genießen! Tja kaum gelandet hab ich mich in die Wiese gelegt und einfach nur das Gefühl eines geilen Fluges ausgekostet. Lange genoss ich diese Ruhe nicht, abgesehen von den unzähligen WhatsApp Nachrichten der Livetrackverfolger, stapfte lautstark unser Kleiner mit einem Landebier herbei und fragte: „Rekord?“ Ich: “ Keine Ahnung, egal !“ Zur noch größeren Freude kam kurz drauf noch Michi vorbei den ich im Mürztal verloren hab! Auch er hat ein gewaltiges 100er hingelegt! Gratulation auch an ihn! Zu guter Letzt haben wir uns nicht nur den Flug, sondern auch das Landebier geteilt! Ivo, danke fürs Bier, das nächste Mal mehr davon!
Es sind nicht die Rekorde die zählen, es ist das großartige Gefühl etwas vollbracht zu haben und das Ganze noch mit Freunden in der Luft oder hinterm Bildschirm zu teilen ist einfach der Hammer!
Bis Bald und bleibt`s xund,